Einen Tag nach dem Dammbruch tost das Wasser immer noch durch
die Prießnitztalstraße. Man kann anhand des Bildes noch
erahnen, wie das Möbelhaus in der ganzen Länge durchspült
wurde :
Das Bild wurde von Herrn Harald Weber aus
Cunnersdorf zur Verfügung gestellt.
Über Hilfsgelder für geschädigte Firmen
informierte die Sächsische Zeitung am18.09.2002:
In der jetzigen Situation tut jeder Euro gut
Firmen haben Soforthilfe bekommen, aber die Schäden liegen oft
weit darüber
91 Prozent der Soforthilfegelder an Unternehmen
sind ausgezahlt, informierte die Sächsische Aufbaubank. Die SZ
erkundigte sich bei Firmen, die von der Flut betroffen sind,
nach der aktuellen Situation.
„Die Soforthilfe ist überwiesen, doch es ist
eine schwierige Entscheidung, wofür man das Geld zuerst
ausgeben soll“, sagt Reinhard Nagel aus Freital. Im
Erdgeschoss seines Hauses hatte er sein Geschäft,
Sicherheitstechnik und Instrumentenschleiferei. Die Weißeritz
hat die komplette Geschäftsgrundlage weggespült. Und was der
Fluss verschmäht hat, griffen sich Plünderer. Unterm Strich
hat das Hochwasser einen Schaden von rund 100 000 Euro am Gebäude
und über 100 000 Euro am Geschäftsbetrieb angerichtet. Zwei
seiner drei Mitarbeiter musste er kündigen, einer ist auf
Kurzarbeit.
Nagel will trotzdem weiter machen. Der Betrieb
ist sein Lebenswerk. Er nimmt auch wieder Aufträge an. Doch
selbst mit der Unterstützung von Berufskollegen kommt er ohne
seine Maschinen und Werkzeuge höchstens auf zehn Prozent des üblichen
Umsatzes.
Jetzt hat er 15 000 Euro Soforthilfe von der Sächsischen
Aufbaubank (SAB) zur Verfügung. Kauft er davon eine
Graviermaschine, könnte er weitere Aufträge annehmen. Noch
wichtiger aber ist, dass er sein Haus vor dem Winter wieder
dicht bekommt und im Erdgeschoss die Schaufensterscheiben
ersetzt. Die Kredite und Kassenbeiträge sind nur bis zum
Jahresende gestundet. Bis dahin müsste das Geschäft wieder
laufen, doch mit 15 000 Euro ist das unmöglich.
Ähnlich geht es auch der Mühle und Bäckerei Bärenhecke.
„Nach langem Ausfüllen von Anträgen haben wir unsere
Soforthilfe bekommen“, sagt Geschäftsführer Gerald Seifert.
Damit konnte der Betrieb seine Löhne für die 105 Mitarbeiter
zahlen. Aber wie geht es jetzt weiter? Viele Maschinen musste
die Genossenschaft neu kaufen. Dafür kommen jetzt Rechnungen.
Und noch ist nicht alles repariert. Noch schlimmer ist, dass
jetzt der Absatz leidet. Bärenhecke-Backshops fielen der Flut
zum Opfer. “Ich hoffe, dass finanziell noch etwas kommt“,
sagt Seifert. Bei einer Schadenssumme von rund 500 000 Mark ist
das Unternehmen auf Hilfe angewiesen. „Vielleicht ist bei den
vielen Spenden, die überall gesammelt werden, auch etwas für
uns übrig.“
Im Betrieb wächst die Unzufriedenheit
Auch Franz Brandt, Geschäftsführer des
Maschinenbaus Schlottwitz, hat schon nach wenigen Tagen die
Soforthilfe bekommen. „Wahrscheinlich liegt es auch daran,
dass ich mich sofort ans Arbeitsamt und Landratsamt gewandt
habe, dass ich mit meinem Betrieb in großer Not bin.“ Nach
der Soforthilfe benötigt das Unternehmen aber noch weitere
Unterstützung, es zeigten sich weitere Schäden. Die Summe dürfte
inzwischen über einer Million Euro liegen. Über die Hälfte
der Mitarbeiter produziert wieder, die anderen sind noch in
Kurzarbeit und räumen weiter auf. Dabei gibt es
Unzufriedenheit. Die einen bekommen vollen Lohn und haben ihre
normale Arbeit, die anderen machen notwendige, aber doch
schmutzige Arbeit und bekommen noch weniger Geld.
Bei der Sächsischen Uhrentechnologie in Glashütte,
die Uhrengehäuse herstellt, ist gestern das Geld für die
Soforthilfe auf dem Konto eingetroffen, sagt Daniel Boldt,
Mitarbeiter und Sohn von Geschäftsführer Ronald Boldt. Es gab
Unstimmigkeiten wegen einer Versicherungssumme und deren
Anrechnung. Erst als die Firma nachhakte, ging es voran und
binnen drei Tagen kam die Überweisung. Hier arbeitet inzwischen
wieder die Hälfte der Belegschaft. Die anderen sind noch in
Kurzarbeit und räumen weiter auf. Drei Maschinen sind noch zur
Reparatur. Das wird noch vier Wochen dauern.
Gerold Kühnel, dessen Autowerkstatt in Glashütte
es schwer getroffen hat, ist mit seiner Versicherung rundum
zufrieden. „Die sind in Vorkasse gegangen. Dadurch haben wir
gar keinen Anspruch auf staatliche Zahlungen.“
„Wir haben den Zuwendungsbescheid, und hoffen,
dass das Geld jeden Moment eintrifft“, sagt Roger Schweigert,
bei der Steffen Söhner GmbH in Schlottwitz für Personal und
Qualitätsfragen zuständig. „In der jetzigen Situation tut
jeder Euro gut.“ Inzwischen kommen bei dem Unternehmen die
Rechnungen an für Ersatzkäufe, für Handwerkerleistungen
direkt nach der Flut.
Die Produktion im Kernbereich der Firma, der
Kunststoffspritztechnik, läuft schon wieder zu hundert Prozent.
In der neuen Halle, die das Unternehmen sofort nach der Flut in
Reinholdshain kaufte, sind die letzten Vorbereitungen im Gange,
damit hier die Entwicklung und der Werkzeugbau arbeiten können.
von Franz Herz und Gunnar Klehm
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