Was wir über sein Leben wissen
Otto
Burkhardt wurde am 25. März 1900 als sechstes und jüngstes Kind der Familie des
Schmiedemeisters Bernhardt Burkhardt in Cunnersdorf geboren. Er besuchte die
hiesige Schule und begann mit dem 14. Lebensjahr eine Lehre als Feinmechaniker
in Glashütte. Noch vor Beendigung seiner Lehre erkrankte an
Kinderlähmung und musste fortan mit schwersten Behinderungen leben. Von seiner
Mutter wurde er aufopferungsvoll gepflegt. Er wohnte bei ihr in der ersten
Etage des Hauses über der Schmiedewerkstatt.
Die geringe Rente
reichte nicht, um ein selbständiges Leben zu führen. Stets war er auf Hilfe und
Unterstützung angewiesen. Um der Familie nicht zur Last zu werden, versuchte
Otto Burkhardt schon frühzeitig seine Talente zu nutzen. Inspiriert von den
Gemälden des Kunstmalers E. Limmer aus Dresden erlernte er selbständig die
Grundlagen der Malerei. Der Kontakt mit dem Kunstmaler kam wahrscheinlich
zustande, weil dieser u.a. während des ersten Weltkrieges die Häuser aller
Kriegsteilnehmer von Cunnersdorf malte. Diese Bilder wurden den Soldaten dann
als Gruß aus der Heimat zugesandt. Allerdings identifizierte sich Otto Burkhardt
nie mit seiner recht groben Maltechnik. Otto Burkhardt wollte Bilder malen, die
bei Betrachtung aus der Nähe eine Menge Details offenbaren und trotzdem in ihrer
Gesamtheit auch aus der Ferne auf den Betrachter wirken. Die Grundlagen für sein
zeichnerisches Können wurde wesentlich durch den
schulischen Zeichenunterricht geprägt,
wo die Kinder sehr intensiv das Abzeichnen unterschiedlichster Vorlagen übten.
urch Zeichnungen,
Gemälde und Aquarelle verdiente sich Otto Burkhardt ein geringes Zubrot, wenn er
solche als Auftragswerke malte. Viele seiner seiner Werke verschenkte er,
bescheiden wie er war. Als Motiv diente ihm das heimische Cunnersdorf mit seiner
Vielgestalt an Häusern, Gütern und Landschaften. Viele Motive entstammen aber
auch seiner Phantasie oder es dienten ihm Ansichtskarten als Vorlagen, denn krankheitsbedingt hatte er nur wenig Gelegenheit, das
häusliche Umfeld zu verlassen. Ein Spaziergang bis zum Kalkofen an der Luchauer
Straße war für Otto Burkhardt schon der maximale Kraftakt.
Die Bilder der
Cunnersdorfer Gehöfte malte er nicht komplett vor Ort nach der Natur. Er
fertigte Skizzen an und benutzte teilweise auch Fotos. Den Rest erledigte er
dann zu Hause. Zu den Gehöften konnte er meist nicht selbst laufen, er wurde mit
dem Leiterwagen gefahren, um dort seine Studien durchzuführen.
lücklicher Weise sind einige von ihm verfasste Gedichte und Tafellieder erhalten, die er auf Rechnungsbögen
schrieb und mit Federzeichnungen verzierte. Diese Gedichte waren für den
Hausgebrauch gedacht und bereicherten manch Familien- oder Hochzeitsfeier.
Auch musikalisch zeigte
er Begabungen. Selbständig erlernte er das Spiel auf einer Ziehharmonika und
erfreute seine Familie bei der Hausmusik. Für Otto Burkhardt war das aber gar
nicht so einfach, den seine Hände waren durch die Kinderlähmung verkrüppelt. Er
fertigte sich also eine Spezialkonstruktion an, um die Tasten seiner Harmonika
zu erreichen.
Otto hatte trotz seiner
Behinderung geschickte Hände. Es gab eigentlich nichts, was er nicht bemalte
oder malte: Postkarten, Ostereier, Karten zur Konfirmation , Poesiealben,
Schlüsselaufhänger oder Nadelkissen. Letztere baute er geschickt aus Holz und
Stoff und verzierte sie reichlich mit Malerei. Oft verkaufte er seine Kunstwerke
für wenig Geld im Dorf.
Überliefert
ist seine Gewissenhaftigkeit und sein Ehrgeiz. Sehr erbost reagierte er, wenn er
unerwartet bei seiner Arbeit gestört und abgelenkt wurde. Laut fluchend
verscheuchte er dann die Kinder. Aber keiner war ihm deshalb böse. Alte Leute
erinnern sich auch daran, dass Otto Burkhardt oft vor der elterlichen Schmiede
saß und gewissenhaft die neu hergestellten Wagenräder anmalte.
Trotz seiner starken
körperlichen Behinderung wurde er von den Kindern des Ortes nicht gehänselt und
er war vollkommen in die dörfliche Gemeinschaft integriert, wo er auch am
Stammtisch mitdiskutierte. Das soll durch einige Beispiele verdeutlicht werden:
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Wenn die Kinder für ihre
Freunde etwas besonders Schönes im Poesiealbum eintragen wollten, so gingen sie
zu Otto Burkhardt und ließen sich z.B. die Initialen verzieren.
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Der Vater von Siegfried
Reichel erhielt als Tischler einmal den Auftrag, für den Kuhstall eines Bauern
Stammtafeln für die einzelnen Kühe zu fertigen, auf denen Alter, Milchleistung,
Nachwuchs usw. eingetragen wurden. Siegfried sollte darauf die Beschriftung
anbringen, wofür ihm sein Schreibtalent jedoch unzureichend erschien. So ging er
mit den Tafeln zu Otto Burkhardt, der ihm diese Arbeit qualitätsgerecht und für
ein Dankeschön erledigte.
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Otto Burkhardt war den
Genüssen des Lebens nicht abgeneigt. Auf den erhaltenen Bildern ist er immer mit
einer Tabakspfeife abgebildet. Auch ging er als geselliger Mensch ungefähr
einmal pro Woche in den Gasthof zum Erbgericht an den Stammtisch. Da er so weit
nicht gehen konnte, wurde er von seinen Freunden mit einem Leiterwagen dorthin
gefahren und spät am Abend ging es dann mit dem Wagen retour.
Nach kurzer, schwerer
Krankheit verstarb er am 25. April 1949 in Cunnersdorf. Er hinterlässt eine
Vielzahl von Bildern, dessen Wert wir erst mit der Kenntnis seines schweren
Schicksals zu schätzen lernen:
Nicht auf den Bergen, nicht im
heil'gen Hain
den Menschen ward zuteil, was sie erbaten -
Wir schaffen selbst uns unsere Lust und Pein,
Wir schaffen selbst die Welt durch unsere Taten.
- 1937 für seine Nichte Werra -
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