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Der Maler Otto Burkhardt

Märchen in Reimen

Der schlaue Böttchergeselle

Zur Zeit als noch der Satan auf Erden ging

und mit Schlauheit menschliche Seelen fing

zu jener Zeit, wovon dies Märlein erzählt

hat sich der Satan Graf "Heino" erwählt...

als Edelmann lebt er in Saus und Braus

und machte sich immer den Teufel draus

hat sich mit trinken die Zeit vertrieben

und seine Seele dem Satan verschrieben.

Bald wird ihn der Böse beim Namen nennen

dann muss er sich immer vom Golde trennen

drei Stunden noch dann stellt er sich ein

ach könnt er sich ewig von ihm befrein.

 

Er gab ihm sein Wort vor dreißig Jahren

nun wird er ihm grausig an die Kehle fahren

und als die letzten Minuten verstrichen

hat sich der Teufel durch den Kamin geschlichen

mit Poltern und Tösen steht er vor ihm

der Graf denkt sofort: es gibt kein entfliehn

es gibt nur noch eins - die menschliche List -

und staunt wie entsetzlich der Teufel ist.

Er bittet und fleht, mit stockendem Munde

gewähre mir Fürst nur noch eine Stunde

ich hab einen Keller voll köstlichen Wein

den schenke ich dir, er gehört jetzt dein.

Der Böse denkt: ein Grafen"Trank"

ist mal was andres als Schwefel-Gestank

er schenkt ihm die Stunde Gnadenzeit

und mit teuflischer Schnelligkeit

macht er sich in "Heinos" Keller breit.

Nach kurzer Zeit tönt lachen und scharren

als wären im Keller verrückte Narren

es scheint - mit seinem feurigen Magen

kann er den feurigen Wein vertragen.

"Graf Heino" denkt in seinem Sinn:

ein Bote muß schnell zu "Ahlmann" hin

"Ahlmann" der schlaue Böttchergeselle

er meldet sich gleich beim Grafen zur Stelle.

Was steht zu Diensten zu Euer gräflichen Gnaden?

Ihr wolltet mich einst mit Schätzen beladen.

Ich halte mein Wort, spricht Heino gefaßt

im Keller sitzt ein höllischer Gast

doch ihr seid bekanntlich sehr schlau und hell

drum entferne er mir den schwarzen Gesell

denn in einer Stunde fordert er mein Leben

dann kann ich Euch euern Lohn nicht geben.

Untertänigst, spricht der Böttcher: ich rette Euch doch

und stürzt an das dunkle Kellerloch

er ruft in die Tiefe zum schwarzen Gast

nehmt Euch nur Zeit, und zugefaßt

ich muß jetzt dem Keller ein Faß einverleiben

und könnt Euch gleich damit die Zeit vertreiben.

Ein irres Lachen dringt an sein Ohr

schon ist der Böttcher am Kellertor

rollt abwärts die Stufen ein Riesenfaß

wild lacht der Teufel ja das ist was

der Böttcher erwidert: die neuste "Sorte"

da findet selbst der Teufel keine Worte.

Er hebt das Faß mit seinen Klauen

den Böttcher Ahlmann päckt ein Grauen

da brüllt der Teufel mit heiseren Groll

Ihr habt mich betrogen, das Faß ist nicht voll

ein Teufel läßt sich nicht betrügen

das trinke ich aus mit drei vier Zügen.

"Ei seht", ruft der Böttcher: ich tu es Euch kund

und zeigt auf des Faßes festen Spund

Ihr setzt Euch jetzt oben auf die Rundung vom Faß

und prüft, ob es voll ist mit edlem Naß

ich schlage den Spund aus den Daunen

und langsam kommt der Teufel ins Staunen

schnell reitet er auf die Riesentonne

denn seine Augen strahlen vor Wonne

schon führt der Böttcher den Hammerschlag

so daß der Zapfen schwimmend im Faß lag.

Nun faltet den Schwanz in des Fasses Flut

und merket, ob es voll ist mit Rabenblut

der Teufel ist gleich bereit dazu

und dreht dem Böttcher den Rücken zu

schon taucht er den Schwanz - boshaft und wild

um zu prüfen, ob es bis zum Rande gefüllt

und Ahlmann mit seiner sicheren Hand

schlägt einen neuen Zapfen in des Loches Rand

eingeklemmt ist der Teufel mit seinem Schwanz

und vollführt einen tobenden Höllentanz,

spottend verläßt Ahlmann den Keller

bleibt noch sitzen, er wird noch was "heller".

Als der schlaue Böttcher seine Meldung macht

hat sich Graf Heino bald tot gelacht

und beide beraten unter Lachen

wie sie ihn ganz mürbe machen.

Bereits nach drei vier Tagen

kann sich der Böttcher in den Keller wagen

gekrümmt sitzt der Teufel auf seinem Faß

das Gesicht ist verzerrt, die Augen voll "Haß".

Ich bring von Graf Heino diesen Schein

tragt schnell darunter Euern Namen ein,

als Höllenfürst gib uns dein Ehrenwort

wir befreien Euch dann von diesem Ort,

Graf Heino fordert unumwunden

Ihr sollt ihm ewig sein Leben stunden,

wie finster wird da des Satans Stirn

was mag er wohl denken, das teuflische Hirn?

Er denkt an die höllische Schwanzparade

hoch steht die alte Tradition

sein Schwanz hat gelitten, wie ewig schade

man zeigt nun auf ihn, mit Spott und Hohn

er denkt an die Schwänze, die kleinen und großen

und wird nun für immer aus der Hölle gestoßen

doch zuerst will schnellstens fort von hier

und schreibt seinen Namen auf das Papier!

da zieht Ahlmann aus der Tasche eine schwere

scharfgeschliffne Schneiderschere

und wirft sie dem Satan zu Füßen

dann verläßt der die steinernen Fließen.

Doch der Teufel mit der Schere, es geht schnippschnapp

schneidet sich den Schwanz über dem Spundloch ab

lieber will er in alle Meere tauchen

als bei einem Grafen im Weinkeller hauchen.

Durchs Kellerloch geht es mit Windeeile

die Mär ist aus, es kommt die letzte Zeile

der Teufel hat einen Fluch geschworen

denn des Grafen Wein hat den Geschmack verloren.

 

Ende!

 

O.B. 22.1.1938

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