Märchen in Reimen
Der schlaue Böttchergeselle
Zur Zeit als noch der Satan auf Erden
ging
und mit Schlauheit menschliche Seelen
fing
zu jener Zeit, wovon dies Märlein
erzählt
hat sich der Satan Graf "Heino"
erwählt...
als Edelmann lebt er in Saus und
Braus
und machte sich immer den Teufel
draus
hat sich mit trinken die Zeit
vertrieben
und seine Seele dem Satan
verschrieben.
Bald wird ihn der Böse beim Namen
nennen
dann muss er sich immer vom Golde
trennen
drei Stunden noch dann stellt er sich
ein
ach könnt er sich ewig von ihm
befrein.
Er gab ihm sein Wort vor dreißig
Jahren
nun wird er ihm grausig an die Kehle
fahren
und als die letzten Minuten
verstrichen
hat sich der Teufel durch den Kamin
geschlichen
mit Poltern und Tösen steht er vor
ihm
der Graf denkt sofort: es gibt kein
entfliehn
es gibt nur noch eins - die
menschliche List -
und staunt wie entsetzlich der Teufel
ist.
Er bittet und fleht, mit stockendem
Munde
gewähre mir Fürst nur noch eine
Stunde
ich hab einen Keller voll köstlichen
Wein
den schenke ich dir, er gehört jetzt
dein.
Der Böse denkt: ein Grafen"Trank"
ist mal was andres als
Schwefel-Gestank
er schenkt ihm die Stunde Gnadenzeit
und mit teuflischer Schnelligkeit
macht er sich in "Heinos" Keller
breit.
Nach kurzer Zeit tönt lachen und
scharren
als wären im Keller verrückte Narren
es scheint - mit seinem feurigen
Magen
kann er den feurigen Wein vertragen.
"Graf Heino" denkt in seinem Sinn:
ein Bote muß schnell zu "Ahlmann" hin
"Ahlmann" der schlaue Böttchergeselle
er meldet sich gleich beim Grafen zur
Stelle.
Was steht zu Diensten zu Euer
gräflichen Gnaden?
Ihr wolltet mich einst mit Schätzen
beladen.
Ich halte mein Wort, spricht Heino
gefaßt
im Keller sitzt ein höllischer Gast
doch ihr seid bekanntlich sehr schlau
und hell
drum entferne er mir den schwarzen
Gesell
denn in einer Stunde fordert er mein
Leben
dann kann ich Euch euern Lohn nicht
geben.
Untertänigst, spricht der Böttcher:
ich rette Euch doch
und stürzt an das dunkle Kellerloch
er ruft in die Tiefe zum schwarzen
Gast
nehmt Euch nur Zeit, und zugefaßt
ich muß jetzt dem Keller ein Faß
einverleiben
und könnt Euch gleich damit die Zeit
vertreiben.
Ein irres Lachen dringt an sein Ohr
schon ist der Böttcher am Kellertor
rollt abwärts die Stufen ein
Riesenfaß
wild lacht der Teufel ja das ist was
der Böttcher erwidert: die neuste
"Sorte"
da findet selbst der Teufel keine
Worte.
Er hebt das Faß mit seinen Klauen
den Böttcher Ahlmann päckt ein Grauen
da brüllt der Teufel mit heiseren
Groll
Ihr habt mich betrogen, das Faß ist
nicht voll
ein Teufel läßt sich nicht betrügen
das trinke ich aus mit drei vier
Zügen.
"Ei seht", ruft der Böttcher: ich tu
es Euch kund
und zeigt auf des Faßes festen Spund
Ihr setzt Euch jetzt oben auf die
Rundung vom Faß
und prüft, ob es voll ist mit edlem
Naß
ich schlage den Spund aus den Daunen
und langsam kommt der Teufel ins
Staunen
schnell reitet er auf die Riesentonne
denn seine Augen strahlen vor Wonne
schon führt der Böttcher den
Hammerschlag
so daß der Zapfen schwimmend im Faß
lag.
Nun faltet den Schwanz in des Fasses
Flut
und merket, ob es voll ist mit
Rabenblut
der Teufel ist gleich bereit dazu
und dreht dem Böttcher den Rücken zu
schon taucht er den Schwanz - boshaft
und wild
um zu prüfen, ob es bis zum Rande
gefüllt
und Ahlmann mit seiner sicheren Hand
schlägt einen neuen Zapfen in des
Loches Rand
eingeklemmt ist der Teufel mit seinem
Schwanz
und vollführt einen tobenden
Höllentanz,
spottend verläßt Ahlmann den Keller
bleibt noch sitzen, er wird noch was
"heller".
Als der schlaue Böttcher seine
Meldung macht
hat sich Graf Heino bald tot gelacht
und beide beraten unter Lachen
wie sie ihn ganz mürbe machen.
Bereits nach drei vier Tagen
kann sich der Böttcher in den Keller
wagen
gekrümmt sitzt der Teufel auf seinem
Faß
das Gesicht ist verzerrt, die Augen
voll "Haß".
Ich bring von Graf Heino diesen
Schein
tragt schnell darunter Euern Namen
ein,
als Höllenfürst gib uns dein
Ehrenwort
wir befreien Euch dann von diesem
Ort,
Graf Heino fordert unumwunden
Ihr sollt ihm ewig sein Leben stunden,
wie finster wird da des Satans Stirn
was mag er wohl denken, das teuflische
Hirn?
Er denkt an die höllische
Schwanzparade
hoch steht die alte Tradition
sein Schwanz hat gelitten, wie ewig
schade
man zeigt nun auf ihn, mit Spott und
Hohn
er denkt an die Schwänze, die kleinen
und großen
und wird nun für immer aus der Hölle
gestoßen
doch zuerst will schnellstens fort
von hier
und schreibt seinen Namen auf das
Papier!
da zieht Ahlmann aus der Tasche eine
schwere
scharfgeschliffne Schneiderschere
und wirft sie dem Satan zu Füßen
dann verläßt der die steinernen
Fließen.
Doch der Teufel mit der Schere, es
geht schnippschnapp
schneidet sich den Schwanz über dem
Spundloch ab
lieber will er in alle Meere tauchen
als bei einem Grafen im Weinkeller
hauchen.
Durchs Kellerloch geht es mit
Windeeile
die Mär ist aus, es kommt die letzte
Zeile
der Teufel hat einen Fluch geschworen
denn des Grafen Wein hat den
Geschmack verloren.
Ende!
O.B. 22.1.1938
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Burkhardt
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