Wie eine Bombe schlug mitten in der Zeit der
Erntevorbereitung die Nachricht ein, der österreichische Thronfolger
Erzherzog Ferdinand und seine Gemahlin seien am 28. Juni 1914 in
Sarajewo ermordet worden. Mit großer Spannung verfolgte man
nun auch in unserer Gemeinde die Nachrichten über das Vorgehen
Österreichs. Kaiser Wilhelm II. erklärte sich in völliger
Verkennung der Lage mit einem Krieg Österreichs gegen Serbien
einverstanden. Am 1. August wurde das deutsche Heer durch
kaiserlichen Befehl unter die Waffen gerufen. Die Würfel waren
gefallen!
Für viele Familien unseres Ortes
bedeutete diese Nachricht Trennung vom Gatten oder Vater, Bruder oder
Sohn für lange schwere Jahre, für viele auf immer. Mit großer
Begeisterung nahm man die von der Front eintreffenden
Siegesnachrichten auf. Auch der bittere Ausgang großer Schlachten an
der Maas oder bei Verdun vermochte die Zuversicht nicht zu
erschüttern. Die Heimat ertrug ergeben die Kriegslasten. Brot- und
Lebensmittelkarten wurden eingeführt. Nahrungsmittelersatz aller Art
kam auf. Kleidung und Schuhwerk wurden knapp. Haus- und
Küchengeräte aus Zinn, Kupfer oder Messing wanderten in die
Werkstätten. Kirchenglocken verschmolz man zu Geschützrohren. Die
Glocken unserer Kirche zu Reinhardtsgrimma blieben verschont. In der
Heimat leisteten Frauen Männerarbeit in den Fabriken. Die ganze
Verantwortung vieler Bauerngüter lag in den Händen der Bäuerinnen.
Noch einmal versuchte Ludendorf vor dem
Eintreffen amerikanischer Truppen die Entscheidung zu erzwingen. Ein
Großangriff bei Reims scheiterte völlig und die Schlacht an der
Römerstraße war der schwarze Tag des deutschen Heeres. Der große
Rückzug begann. Die deutschen Politiker hatten die kommende
Niederlage schon sehr lange erkannt. Die Entbehrungen des deutschen
Volkes wurden immer größer. Im Herbst 1918 überstürzten sich die
nach Cunnersdorf gelangenden Nachrichten. Scheidemann verlangte vom
Reichskanzler Prinz Max von Baden den Thronverzicht des Kaisers, den
der Kanzler in Berlin auf eigene Verantwortung auch verkündete.
Kaiser Wilhelm II. begab sich nach Holland, er trat sein Amt an den
Führer der SPD Friedrich Ebert ab. Damit war Deutschland eine
Republik.
Generalfeldmarschall von Hindenburg erhielt die
Aufgabe, das Heer in die Heimat zurückzuführen. General Foch ließ
im Walde von Compiegne am 11.11.1918 die Waffenstillstandsbedingungen
überreichen. Mit ihrer Annahme war der Krieg zu Ende. So hart die
Bedingungen der Gegner waren, so atmeten doch alle in der Heimat
erleichtert auf, die ihre Lieben an den Fronten wussten. Ungeheuer
groß waren die Opfer, zu denen auch unser Ort beigetragen hatte. Von
68 Kriegsteilnehmern waren 13 gefallen, 2 kehrten außerdem als
Vermisste (*) nicht zurück:
Ernst
Rudolf |
Max Funke |
Paul Göhler |
Arthur Hähnel |
Otto Franke |
Bruno Walther |
Wilhelm Ulbrich |
Alfred Engelmann |
Albin Hähnel |
Edwin Reinhardt |
Fritz Richter |
Otto Schiele |
Otto Lindemann |
Heinrich Fischer (*) |
Arthur Claus (*) |
Der Versailler Vertrag wurde ohne deutsche
Beteiligung an den Verhandlungen am 28.06.1919 unterzeichnet.
Deutschland verlor 70000 km2 seines Gebietes und alle
Kolonien. Deutschland wurde die Alleinschuld am Ausbruch des 1.
Weltkrieges und der Ersatz aller verschuldeten Kriegsschäden
aufgebürdet und wurde so mehr und mehr ein armes, ausgebeutetes
Land.
Auf Veranlassung des damaligen Bürgermeisters
(bis 1921 Wilhelm Reichel, ab 1921 Emil Hähnel) ließ man unterhalb
der Schule ein Ehrenmal für die Gefallenen errichten. Die Einweihung
erfolgte am 23 .Juni 1921 unter Beteiligung einer großen
Einwohnerschar.
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