Durch
wilde Täler zum Grimmstein
(ca. 2-3 Stunden)
Wer schon einmal von Cunnersdorf zum Grimmstein einen
Spaziergang unternahm, wird dies kaum als ungewöhnliche Wanderung
empfunden haben. Das kann man mal schnell zwischen Mittagessen und
Kaffeetrinken erledigen, da der normale Weg von der Cunnersdorfer Deponie
aus ziemlich kurz und keineswegs anstrengend ist. Doch wie heißt es so
schön: "Alle Wege führen nach Rom!". So kann man denn zu jedem beliebigen
Wanderziel auch fast beliebig viele Wege wählen, da ja eigentlich meist
der Weg das Ziel unserer Ausflüge ist.
Burgruine "Grimmstein" klingt recht gewaltig. Wenn man
sich das erste Mal dorthin auf den Weg macht, muss man jedoch aufpassen,
dass man nicht daran vorbei läuft. Vielmehr als der obige Mauerrest ist
dort nicht zu sehen. Die Erwachsenen haben sicher Probleme, sich darauf
eine gewaltige Ritterburg vorzustellen. Aber in der Fantasie der Kinder
sieht dies bestimmt alles ganz anders aus.
Rings um Cunnersdorf gibt es zahlreiche kleine Bächlein,
die hier oben als Quellen zu Tage treten und dann meist Richtung Müglitz
zu Tale plätschern. Dabei haben sie im Verlaufe der Jahrtausende sehr
schöne Täler geformt und teilweise richtige Schluchten in den Fels
geschnitten. Unsere heutige Wanderung führt uns durch eines dieser Täler,
welches von Menschen wegen seiner Unwegsamkeit weitestgehend verschont
bleibt. Auf die Höhen kann man zu jeder Jahreszeit steigen. Durch die
unwegsamen Täler solle man jedoch möglichst im Frühling gehen. Da kann man
sich an der Blütenpracht der ersten Blumen erfreuen und wird noch nicht
von den danach sehr schnell wachsenden Brennnesseln am Vorankommen
gehindert.
So beginnen wir unsere Wanderung bei trockenem Wetter mit
möglichst strapazierfähiger Kleidung am Ortsausgang von Cunnersdorf auf
der Straße in Richtung Schlottwitz. Rechter Hand wird uns ein Erdhügel
auffallen, der ein Gemäuer bedeckt. Von dort hat man in Richtung Süden
einen herrlichen Blick über die Wiesen des östlichen Ortsrandes, die zu
weiteren Spaziergängen förmlich einladen.
Wenn
man als ordentlicher Wanderer außerhalb von Ortschaften am linken
Straßenrand bleibt, kann man im Frühling noch den kleinen Tümpel (Thielen's
Pfütze) direkt
neben der Straße entdecken. Im klaren Schmelzwasser spiegeln sich dort die
alten Weiden und auch das letzte Haus am Rand des Ortes. Leider sehen die
Erwachsenen das fast nie, sie sind einfach zu groß und natürlich auch zu
bequem, die paar Schritte hinunter zum Rand des Tümpels zu gehen. Und die
Kinder sehen das sicher auch nicht, denn es ist viel interessanter, mit
Ästen und Steinen Unruhe in den Spiegel des Wassers zu bringen.
Wir
gehen auf der Straße in Richtung Schlottwitz, bis unterhalb der Deponie
die Straße eine leichten Bogen nach rechts macht. Auf
der linken Seite führt dort andeutungsweise ein Feldweg auf die Wiese.
Hier verlassen wir die Straße ungefähr im rechten Winkel nach links, ohne
dabei den Feldweg weiter zu beachten. Unser nächstes Ziel ist die
Quellsenke des kleinen Bächleins, dem wir dann talwärts folgen werden. In
gerader Richtung hinter dieser Quellsenke kann uns eine markante
Baumgruppe als Wegweiser dienen.
Die
Quellsenke ist von Weiden umstanden und nicht übermäßig mit Wasser
gesegnet. Aber der feuchte Boden sorgt zumindest im Frühling für eine
üppige Vegetation im Schatten der knorrigen Weiden. Die Wiese rings um die
Senke lädt zum Verweilen ein. Unübertroffen ist sicher ein Picknick zur
Zeit der Löwenzahnblüte. Nach dem Grau des Winters ist das Auge geblendet
von der Farbenpracht und erfreut sich an dem zarten Grün des ersten Laubs.
Nachdem
wir die herrliche Wiesenlandschaft auf uns einwirken ließen, wollen wir
nun in den bewaldeten Grund des Bächleins eintauchen. Hier erwartet uns
ein stahlblau schimmernder, morastiger Tümpel mit üppiger Vegetation.
Ein richtiger Weg existiert nicht in diesem Grund.
Stückweise kann man den Pfaden der Tiere folgen. Ansonsten sollte man
etwas vorausschauend den Durchgang zwischen Bäumen und Gebüsch planen.
Verlaufen kann man sich nicht, solange man dem Bächlein folgt. Der Reiz
der relativ unberührten Wildnis entschädigt jedoch für die Mühen des
Weges.
Am Anfang ist der bewaldete Grund, der auch "Folgen"
(sprich "Folschen") genannt wird, noch relativ weit und
eben. Doch gegen dem Ende zu schneidet sich das Bächlein immer tiefer in
den Boden und hat dort große Felsbrocken freigelegt, welche von Moosen und
Farnen überwachsen sind. Und dann steht man vor dem wildesten Abschnitt
des Grundes. Hier muss man eine enge Schlucht einige Meter über einen
Felssturz hinweg nach unten steigen. Das ist nicht sehr gefährlich, aber
man möchte schon trittsicher sein.
Unterhalb des Felssturzes endet ein recht gut ausgebauter
Fahrweg. Früher ging dieser Weg scheinbar in einem schwungvollen Bogen von
unten kommend rechts den Hang hinauf und fand seine Fortsetzung oben auf
der Wiese. So könnte man jedenfalls die Darstellung auf einigen Karten
interpretieren.
Nach einer kurzen Rast auf den wüsten Steinen unterhalb
des Felssturzes können wir nun ganz gemütlich diesem breiten Weg folgen.
Bald macht er eine Biegung nach links. Dort fließt unser Bächlein weiter
geradeaus und mündet im Schlottwitzgrundbach. Dieser etwas größere Bach
wird vor allem durch den Cunnersdorfer Bach gespeist. Unser breiter Weg führt ein ganzes
Stück parallel oberhalb des Schlottwitzgrundbaches durch den Wald.
Nach
einiger Zeit gelangt man dann fast bis zur Schlottwitzgrundstraße. Hier
wurde für die Forstfahrzeuge eine Fuhrt über den Bach geschaffen. Auf den
ersten Blick kann man denken, dass es nun vorbei ist mit der schönen
Wanderung durch den Wald. Der Weg scheint hier zu enden. Zum Glück ist das
eine Täuschung. An dieser Stelle ist nur das Ufer etwas abgebrochen, aber
man kann ganz normal links neben dem Bach weiter wandern. Der Weg ist nun
sehr abwechslungsreich. Teilweise liegen Bäume kreuz und quer im Grund,
teilweise muss man wegen der Nässe etwas auf den Waldhang ausweichen, aber
zum Großteil ist es ein mit dichtem Moos gepolsterter breiter Pfad durch
saftige, junge Fichtenwälder.
Nachdem
wir eine Zeit lang durch ein Fichtenwäldchen vom Bach getrennt waren,
nähern wir uns nun doch bald wieder dem Bachufer. Teilweise ist das
Bachbett ziemlich breit oder teilt sich in mehrere Arme auf. Überall sieht
man noch Spuren des letzten großen Hochwassers, welches durch Umlagern von
Material den Bachlauf etwas veränderte.
Wie
bekommt man nun mit, dass man sich unterhalb des Grimmsteins befindet?
Schließlich wollen wir nicht daran vorbeilaufen und der Hang auf der
linken Seite des Weges sieht recht gleichförmig aus.
Eigentlich kann man diese Stelle nicht verfehlen, den der Weg endet
praktisch an einer Linkskurve des Baches am Hang. Auf der anderen Seite
des Baches erkennt man den Beginn einer größeren Wiese.
Genau an dieser Bachbiegung muss man nun ziemlich steil
nach oben kraxeln. Nach einigen Metern erkennt man mit etwas Glück auch
einen schmalen Pfad, dem man dann bis zum Grimmstein hinauf folgen kann.
Die Ruine liegt etwas versteckt rechts des Pfades.
Die
Geschichte der Burgruine scheint weitestgehend unbestimmt. Die Zerstörung
dieser Feste scheint jedoch schon ungefähr 600 Jahre zurückzuliegen. Die
Sage bringt diese Burg in Verbindung mit dem Rittergeschlecht von Grimme,
die hier ihr Unwesen trieben. Aber ganz so böse können diese Herren
allesamt auch nicht gewesen sein, sonst hätte wohl am 14. Mai 1404
Markgraf Wilhelm von Meißen nicht Reinholdis von Grimme als seinen
Lehnsmann auch über die Dörfer Oberfrauendorf, Schlottwitz und Cunnersdorf
eingesetzt. Da uns die Wissenschaft hier (noch) nicht weiter hilft, können
wir also unserer Fantasie freien Lauf lassen.
Nachdem wir die Mauer-Reste ausreichend bewundert haben, beginnt
unser Rückweg nach Cunnersdorf. Dazu folgen wir einfach der Fortsetzung
des kleinen Bergpfades. Dies ist nun ein ganz normaler schöner Waldweg,
der auch als eigentlicher Zugang zum Grimmstein ausgeschildert ist. Nach
einigen Metern sollte man rechts vom Wege auf eine große, einsame und
düstere Gestalt achten - ein (vergessener) Baum aus vergangener Zeit.
Der
Wanderweg vom Grimmstein weg verläuft im ersten Abschnitt wie mit dem
Lineal gezogen. Das weiß auch der Jäger zu schätzen, dem sich dadurch
eine gute Schusslinie bietet. So steht denn auch ein Anstand am Weg und
man kann als Wanderer nur hoffen, dass man in der Dämmerung nicht mit
einem der hier scheinbar recht zahlreichen Wildschweine verwechselt wird.
Solche Anstände trifft man hier in regelmäßigen
Abständen. Der nächste steht bereits an der folgenden Wegkreuzung. Hier
haben wir auf Grund des Wegweisers auch Gewissheit - wir waren wirklich am
Grimmstein! An dieser Kreuzung wählen wir nun von uns aus den ganz rechten
Weg, welcher uns in einem Bogen hinunter zu den Neuen Häusern führt. An
einer Stelle stehen längs des Weges Birken mit ihren leuchtenden Stämmen.
Der Weg führt dann stetig nach unten und
wir kommen in der Nähe der „Neuen Häuser“ in das kleine Tal, in dem der
Cunnersdorfer Bach das „vordere“ und „hintere“ Gründel aufnimmt. Damit
sind wir wieder einmal auf dem Rundwanderweg von Reinhardtsgrimma, der
überall und nirgends hinführt.
Es
soll jedoch hier verraten werden, dass man in Richtung Buschhaus kommt,
wenn man nach rechts abbiegt. Dieser breite Weg führt teilweise unter
mächtigen Kastanienbäumen mitten in die Reinhardtsgrimmaer Heide hinein.
Wir wenden uns unten auf dem breiten Weg nach links, um
bergan in Richtung Cunnersdorf zu wandern. Zuvor sollten wir jedoch der
alten Steinbrücke über den Cunnersdorfer Bach mal einen Blick von der
Seite gönnen. Wenn man einfach nur so darüber hinweg läuft, ist sie sehr
unscheinbar. Von der Seite sieht man jedoch das schöne, aus Naturstein
gemauerte Gewölbe.
Der
Weg neben dem Cunnersdorfer Bach führt uns durch den Wald wieder hinauf in
Richtung Cunnersdorf. Die zwei Seitentäler, welche sich während unseres
Aufstiegs auf der rechten Seite eröffnen sind ebenfalls zwei "wilde"
Gründel, durch die sich insbesondere im Frühling eine Wanderung lohnt.
Der
Weg führt uns durch "Grumbt's Busch". Oben angekommen, wo sich auf der
rechten Seite die Wiesen erstrecken, sind am Flurstück "Auf dem Sande" am
Waldrand Sitzgelegenheiten. Von dort hat man über das Dorfgründel einen
herrlichen Blick zum Luchberg, sowie zum Neubaugebiet und der Kalkhöhe.
Diese Sicht sollten wir noch in Ruhe genießen, denn unsere
Wanderung neigt sich dem Ende entgegen. Bald sind wir wieder an der
Deponie angelangt und können uns nach Hause begeben. Und wenn wir dann
Abends müde die Augen schließen, steigen wir vielleicht immer noch über
Stock und Stein an plätschernden Bächen entlang.
Die Cunnersdorfer Deponie trübt bisher noch etwas die
Freude an der herrlichen Natur in ihrer Umgebung. Insbesondere bei der hier beschriebenen
Wanderung werden wir leider immer wieder verwehte Kunststoff-Folien
finden. Doch bald gehen von der Deponie keine Störungen für die Umwelt
mehr aus. Der Abschluss der Deponie, welche ca. 7 Jahre genutzt wurde,
erfolgt in folgenden Etappen :
-
Bis Mitte 2003 - Auffüllen des letzten freien Raums
mit Abfall.
-
Bis Ende 2003 - Gestaltung des Müllberges mit dem
Sand, der bei den Aufräumarbeiten nach der Augustflut 2002 angefallen war.
Wenn eine Halde geschlossen wird, müssen bestimmte Regeln eingehalten
werden, damit in Zukunft Ruhe ist, beispielsweise dürfen die Ränder
höchstens 33 Prozent Gefälle haben, sonst rutschen sie ab. Dann kommt eine
Decke aus Erde darauf. Sie verhindert auch, dass es in die Halde rein
regnet. Wenn von oben nichts rein fließt, kann unten nichts ausgeschwemmt
werden.
-
Ab April 2004 - Aufbringen der Erdschicht.
Diese Erdschicht wird einen Meter stark. 50 Zentimeter Ziegelschutt bilden
den unteren Teil, oben kommt noch einmal genauso viel bindiger Boden
darauf. Er hat einen hohen Lehmanteil. Deswegen dichtet er gut und rutscht
nicht (ca. 20 Tage lang werden 24 Lkws pro Tag zur Halde fahren). Danach
kehrt Ruhe ein auf der Deponie.
-
Nach 6 Jahren - Überprüfung auf Senkungen und
Gasentwicklung.
Wenn alles gut aussieht, bekommt sie ihre endgültige Abdeckung, bleibt
allerdings umzäuntes Betriebsgelände, für das der Zweckverband den Hut auf
behält.
Deponie-Info's: Sächsische Zeitung 10.03.2003 - Franz
Herz
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