Härtetest für die alte Spritze
Eine Geschichte aus den 30-er Jahren
(erzählt von Johannes Mühle)Der damalige Bürgermeister, Emil
Hähnel, rief zur Spritzenübung. Alle Männer trafen sich vor dem
Spritzenhaus und der Hähnel Emil verlas die Bestimmungen über das
gesamte Löschwesen. Dann wurden die Mannschaften für die alte und die
neue Spritze eingeteilt. Es wurde bekannt gegeben: "Die Scheune beim
Rüdrich Otto brennt! Mannschaften an die Spritzen! Ausrücken!". Die
Spritzen kamen aus dem Schuppen raus und jede Mannschaft tobte mit seiner
Spritze in das Unterdorf.
Jetzt hieß es, "die neue Spritze stellt sich an den Teich
(heute Kläranlage), weil die Spritze selbstansaugend ist, die alte
Spritze muss sich hinter Dießlers Haus aufstellen". Die neue Spritze
konnte zwar gut ansaugen und pumpen, die alte Spritze hatte aber mehr
Druck! Die Mannschaft an der neuen Spritze musste nun mächtig Wasser in
die alte Spritze pumpen und so wurde mit großem Druck in Richtung
Rüdrichs Otto Scheune gespritzt. Das ging also ganz gut und es hieß
wenig später "Spritzenprobe beendet! Schläuche abbauen!
Mannschaften abrücken!"
Die Schläuche wurden auf der Spritze verstaut und es sollte wieder
heimwärts gehen. Zur Übung wurden aber die Spritzen nicht mit Pferden
gezogen, sondern per Hand. Und der Reinhardts Berg war damals noch nicht
ausgebaut und viel steiler, erst in Richtung Ziesche ging es wieder leicht
bergan. Die Leute setzten sich auf die Spritze, einer nahm die
Deichsel in die Hand und einer musste die Schleife betätigen. Statt aber
anzubremsen wurde die Bremse noch mehr gelöst.
Der Deichselführer konnte es nun nicht mehr errennen und er lies
die Deichsel los. Zuvor gab er ihr noch einen großen Schubs nach rechts
und sprang mit einem großen Satz nach links, um sich selbst zu retten.
Die Spritze rollte mit großer Geschwindigkeit den hang hinunter und dort
stand zum Glück eine alte weide (ehemals bei Richter Otto). Hier flog
also die Spritze auf die alte Weide, sonst wären die Leute arg
verunglückt. So konnte man sagen, dass keiner ernsthaft verletzt wurde.
Solch ein Gaudium hat es dann aber nicht mehr gegeben, man hat daraus
gelernt.
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aufgeschrieben von Bernd Hähnel -
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