Am 24.August (2 Wochen nach der Flut) sah es im Prießnitztal
zwischen Bretthäusl und Freibad schon fast wieder romantisch
aus. Jedoch die Verbindungsstraße zwischen Glashütte und
Johnbach hatte an den Rändern gelitten:
Am Dienstag, den 27.August wurde der
Katastrophenalarm aufgehoben.
Dazu die Sächsische Zeitung am 29.08.2002:
Kampf um jeden Cent
Finanzprobleme behindern Aufräumarbeiten / Geising klärt erst
die Geldfrage, dann gehen Aufträge raus
Gestern war der erste Tag nach der völligen
Aufhebung des Katastrophenalarms im Weißeritzkreis. Das
bedeutet, dass jetzt jede Kommune, jedes Versorgungsunternehmen
wieder für Straßen, Leitungen und Anlagen selbst
verantwortlich ist. Dabei setzt ein Kampf ums Geld ein. Weiter
wird befürchtet, dass Bundeswehr und Technisches Hilfswerk
abgezogen werden. Das war gestern nicht der Fall.
Eigentlich bedeutet die Aufhebung des
Katastrophenalarms die Rückkehr zum normalen Leben. Für Städte
und Gemeinden verschärft sich damit jedoch der Kampf ums Geld.
Sie sind jetzt für Aufräumarbeiten zuständig, nicht mehr der
Landkreis. „Die Bürgermeister müssen selbst entscheiden, was
sie machen“, erklärte Gerhard Wüste vom Katastrophenstab.
Selbst entscheiden ist schön. Sie müssen aber auch selbst
bezahlen, damit beginnt vielerorts große Ratlosigkeit.
„Bei uns in Geising ruhen alle Arbeiten seit
Dienstag Abend 19 Uhr. Wenn ich nicht weiß, wie ich sie
bezahlen soll, kann ich keine Aufträge auslösen“, sagt Bürgermeister
Frank Gössel. Die Stadt hat mehrere Bäche zu betreuen, die Schäden
haben und dringend in Ordnung gebracht werden müssen, das Rote
Wasser, den Hüttenbach, den Geisingbach oder das Heerwasser.
Die Verwaltung bereitet Ausschreibungen vor und hofft, dass auch
eine Finanzierung gefunden wird. Die Kassenlage der Stadt ist
jahrelang eng. Reserven hat die Stadt keine.
Die Bundeswehr hilft noch in Geising. 70
Soldaten bezogen am Dienstag die Turnhalle. Sie räumen das rote
Wasser auf und bauen Stege. Die Soldaten haben schwere Maschinen
mit dabei. Die Geisinger kümmern sich im Gegenzug auch um ihre
Helfer, und waschen ihnen die Wäsche. Dieser Einsatz geht nicht
auf Rechnung der Stadt, sondern auf die des Bundes.
Wird jetzt jede Tonne Schlamm berechnet?
Glashütte stand gestern auch vor der neuen
Situation. Schlottwitz war durch den ganzen Ort eine riesige
Baustelle. Die Hilfskräfte des Bundes waren noch kräftig im
Einsatz. Das Technische Hilfswerk (THW) zog Gestrüpp und Geröll
von der Behelfsbrücke in Oberschlottwitz, in Niederschlottwitz
räumten Helfer die Müglitz aus und THW-Baumaschinen arbeiteten
an der Müglitztalstraße. Ein BGS-Wasserwerfer spritzte die
Straße nass, damit der Staub liegen bleibt.
Aber für die Kommune und Privatleute wird es
eng. Sie müssen jetzt mit Rechnungen beispielsweise für die
Entsorgung von Abfall rechnen. Geschäftsführer Franz Brand
steckt auf seinem Firmengelände beim Maschinenbau Schlottwitz
noch voll in den Aufräumarbeiten. Er fürchtet große Kosten,
wenn nun jede Tonne Schlamm auf der Deponie abgerechnet wird.
„Auch wir fahren erst einmal zurück mit Blick
auf die finanziellen Möglichkeiten“, sagt Glashüttes Kämmerin
Barbara Glöckner. Jetzt wird jeder Cent umgedreht: Welche
Aufgaben hat die Stadt, was haben Versorgungsunternehmen zu klären
bei Strom, Wasser oder Gas, was ist Aufgabe privater Eigentümer?
„Für uns haben Straßen und Abwasser Priorität, dafür haben
wir Sofortaufträge ausgelöst“, sagt die Kämmerin. Ansonsten
wird neu gerechnet, was wichtig ist.
Das Landratsamt löst zwar den Katastrophenstab
auf, richtet aber als Nachfolger zwei Arbeitsgruppen ein. Eine
leitet Bauamtschef Gotthard Müller, sie koordiniert Straßenbauarbeiten
im gesamten Landkreis. Die andere unter Leitung von Rainer
Frenzel kümmert sich um Wasserprobleme.
Eine Riesensorge war, dass sofort nach Ende des
Katastrophenalarms die großen Hilfsorganisationen abgezogen
werden. Sie schließen ihre Arbeiten aber erst ab.
Bundesinnenminister Otto Schily versprach ja, dass Bundeswehr
und Technisches Hilfswerk nicht nur zur Schadensbekämpfung
eingesetzt werden, sondern auch bei den Aufräumungsarbeiten.
„Wir hoffen, dass die Zusagen eingehalten werden“, sagte
Gerhard Wüste vom Katastrophenstab vor dessen Auflösung.
von Franz Herz
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