Der gemauerte Überlauf blieb beim Dammbruch weitestgehend
erhalten. Leider war er zuvor nicht in der Lage gewesen, die Wassermassen
abzuleiten, so dass das Wasser 1,5 Stunden lang über die Deichkrone
strömte und diese dann bis zum Grund wegspülte:
Bürgermeister Frank Reichel gab kurz nach dem Mittag
Katastrophenalarm für die Stadt, als sich die Gefahr
abzeichnete. Sofort wurde die Stadt für den Verkehr gesperrt,
aus Hort und Kindergarten durfte kein Kind mehr allein nach
Hause gehen. Erste Vorbereitungen für die Evakuierung wurden
getroffen, einzelne Häuser geräumt. Viele Leute nahmen die
Gefahr nicht ernst genug. Eine erste Flutwelle war bereits durch
die Hauptstraße geflossen. So glaubten manche, der Damm sei
bereits gebrochen, aber es war nur das erste Loch. Am späteren
Nachmittag gegen 16.30 Uhr gab der Damm nach, gegen 17 Uhr
war er komplett durchbrochen.
Ein
riesiger See mit 50 000 Kubikmetern Wasser ergoss sich über die
stark abschüssige Straße in Richtung Glashütte. Immer
schneller raste die hohe Wasserwalze in die Stadt - riss Teile
von Häusern und Brücken, sowie Autos und Baubuden mit. Straßen
wurden an vielen Stellen aufgerissen und unterspült.
Die Flutwelle traf am Bahnhof mit der Müglitz
zusammen. Der normalerweise 4 Meter breite und 50 Zentimeter
tiefe Fluss war zu einem teilweise 100 Meter breiten und 4 Meter
tiefen Strom geworden, der mit einer Wassergeschwindigkeit von
50 km/h auf den Ortsteil Schlottwitz zu raste.
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