So wie hier hatte die Flutwelle viele Fahrzeuge weggespült und
ramponiert:
In der Neuen Württembergischen Zeitung fand
man am 31.08.2002 den Bericht eines Hubschrauberpiloten:
"Viele
weinten nach der Rettung"
Bundeswehr-Pilot aus Stuttgart
war bei der Flutkatastrophe im Einsatz
Der Bundeswehr-Pilot
Frank Hofmann aus Stuttgart rettete 44 Menschen bei der
Hochwasserkatastrophe im Erzgebirge aus höchster Not und oft in
letzter Minute und erlebte dramatische Szenen. Jetzt erzählt er
von seinem schwierigen Einsatz an der Hochwasserfront.
"So etwas habe ich
noch nie gesehen", erinnert sich der Stuttgarter Frank
Hofmann an seinen Einsatz im Hochwassergebiet im Erzgebirge. Der
Pilot der Bundeswehr rettete mit seinem Hubschrauber insgesamt
44 Menschen von Häuserdächern vor dem Ertrinken. Dabei setzte
er auch sein eigenes Leben aufs Spiel.
Die Bilder der
Hilflosigkeit der Menschen und die unglaubliche Zerstörungskraft
des Wassers gehen ihm immer noch nach, gesteht der 26-Jährige.
"Im Wasser kamen mir Autos und ganze Häuserwände entgegen
geschwommen. Zwar verfolgt einen das nicht im Schlaf, aber es
stimmt einen sehr nachdenklich."
Mit seiner
Fliegerstaffel der deutschen Luftwaffe war Hofmann einer der
ersten im Krisengebiet. Bereits zu Beginn der Katastrophe am 12.
August kam ein Anruf in der Kaserne. Nur eine Stunde später war
der Helikopter schon in der Luft. Die Aufgabe war klar: Es galt,
die von den Fluten überraschten Menschen von ihren Häuserdächern
zu retten. "Ansonsten wären die wohl alle ertrunken",
ist Hofmann überzeugt. Zu groß war die Gewalt des Wassers. Mit
sieben Metern pro Sekunde flossen die Fluten durch den kleinen
Ort Glashütte. So war nur noch eine Rettung aus der Luft möglich.
Doch diese gestaltete sich mehr als schwierig. An der im
Helikopter angebrachten Seilwinde fehlte die Rettungsschlaufe.
Die Gefahr, dass Menschen herausrutschen und in den Tod stürzen
könnten, zu groß.
So blieb dem Leutnant
nichts anderes übrig, als mit seinem vier Tonnen schweren
Fluggerät auf den Häuserdächern aufzusetzen, um für die
Opfer einen direkten Einstieg in den Helikopter zu ermöglichen.
Eine heikle Angelegenheit. "Richtig landen konnten wir ja
nicht, sonst wäre das Dach unter der Last zusammen
gebrochen", so der gebürtige Ulmer. Es galt, den
Hubschrauber in der Schwebe zu halten. Dabei spielte das Wetter
ganz und gar nicht mit. Starker Regen und Windgeschwindigkeiten
von bis zu 50 km/h ließen die Aufgabe zu einem lebensgefährlichen
Abenteuer werden. "Da hätten wir auch leicht abschmieren können",
gesteht Hofmann. "Erschreckend kam hinzu, dass viele
Gerettete einen Nervenzusammenbruch erlitten. Viele waren unterkühlt
und völlig entkräftet. Ich habe erwachsene Männer hemmungslos
weinen gesehen." Allein 18 Personen wurden am ersten Tag
gerettet, 44 insgesamt. Nach vier Tagen Einsatz fast rund um die
Uhr konnte Hofmann eine kurze Pause einlegen. Doch viel Zeit zur
Ruhe blieb nicht. Nach zwei Tagen Pause ging es sofort weiter.
Bis zu elf Stunden am Stück war der Pilot in der Luft. Weitere
Evakuierungen mussten vorgenommen werden, aber vor allem galt es
Sandsäcke an die Dämme zu fliegen. "Dabei haben wir die
eine oder andere Stadt vor der Überflutung gerettet",
freut sich Hofmann. "Die Dankbarkeit der Bevölkerung war
riesig, die Menschen brachten ständig Essen und Trinken an den
Helikopter. Jetzt weiß ich, warum ich diesen Beruf erlernt
habe", zieht Hofmann ein Fazit aus dem Einsatz.
Doch nun freut er sich
auf ein paar Tage Ruhe. "Ich bin mit den Kräften am Ende,
hätte nicht mehr fliegen können." So genießt es Hofmann
wieder in Stuttgart zu sein und seiner Lieblingsbeschäftigung
nach zu gehen: Für die Footballer der Scorpions in der
Bundesliga zu punkten.
von AlexanderMüller
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