Spaziergang zur Kalkhöhe
Im Wonnemonat Mai ist sicher die schönste Zeit, um von der Cunnersdorfer
Linde aus einen Rundblick auf die ergrünte Natur zu werfen. Da sich
zumindest an normalen Wochentagen kaum ein Wanderer dorthin verirrt, ist
auf der verwaisten Sitzbank fast immer Platz für den Ruhe suchenden
Romantiker. Leider kennt kaum jemand etwas zur Geschichte der beiden
Cunnersdorfer Linden, deshalb soll sie an dieser Stelle erzählt werden:
"Die Glashütter Linde (unter der wir uns gerade
befinden) steht im Süden von Cunnersdorf. Im Norden des Ortes befindet
sich die Schlottwitzer Linde. So richtig bekannt ist heute jedoch nur die
Glashütter Linde, allerdings unter dem Namen 'Cunnersdorfer Linde', so wie sie
von den Einwohnern von Glashütte genannt wird.
Beide Linden sind ungefähr im Jahre 1835
gepflanzt worden. Die Glashütter Linde hat diese Zeitspanne von ca. 170
Jahren schadlos überstanden und die darunter befindliche Bank lud so
manchen Wanderer zum Verweilen ein. Die Schlottwitzer Linde
hingegen hat eine tragische Geschichte.
Am 12.Mai 1945 erhielt ein 14-jähriger Junge - Kurt
Berach - von seinen Pflegeeltern Meta und Arno Kühnel den Auftrag, zum
Binden eines Kranzes für eine bevorstehende Beerdigung Reisig aus dem Wald
zu holen. Als er an der Schlottwitzer Linde anlangte, bemerkte er unter
der Linde Munition, welcher sich flüchtende deutsche Soldaten dort
entledigt hatten. Er kam mit dem Zünder einer Mine mit beachtlicher
Sprengkraft in Berührung und bei der Detonation wurde er zerrissen. Man
hat ihn mit großem Aufwand auf unserem Friedhof Reinhardtsgrimma beerdigt.
Bei der 1992 erfolgten Ergänzung des Cunnersdorfer Ehrenmals wurde sein
Name mit auf dem rechten Stein verewigt, da auch dieser junge Mensch als
ein Opfer des II.Weltkrieges zu betrachten ist.
Die Schlottwitzer Linde wurde damals bei der Detonation
stark beschädigt. Sie hielt aber noch bis 1961 den Unbilden stand, ehe sie
im September 1961 ein starker Sturm umstürzte. Von den Resten der Linde
existiert noch ein Foto mit dem damals 7-jährigen Reinhardt Scholz,
welches Hartmut Scholz aufgenommen hat (wird noch ergänzt). Der noch
verbliebene Stumpf wurde abgesägt und aus einem Wurzeltrieb wurde von
Bruno Scholz, der zu dieser Zeit für die Instandhaltung der Cunnersdorfer
Straße eingesetzt war, eine neue Linde gezogen., die jetzt schon wieder
eine beachtliche Höhe erreicht hat. Dank der Bemühungen von Bruno Scholz
handelt es sich bei der jetzigen Schlottwitzer Linde um keine neu
gepflanzte Linde, sondern um einen Abkömmling der alten. Der damalige
Bürgermeister des Ortes, Alfred Busch, gab ihr deshalb den Namen
'Bruno-Scholz-Linde'. Leider hat sich diese Bezeichnung nicht
durchgesetzt."
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