Nach
einem Manuskript von Siegfried Reichel:
Spaziergang zur Kalkhöhe
- ca. 2 Stunden
Wer die Landschaft um Cunnersdorf in ihrer Gesamtheit
sehen möchte, der begebe sich auf die Kalkhöhe, um den Überblick zu
gewinnen. Wenn es nicht gerade in Strömen regnet, hat dies bei fast jedem
Wetter seinen Reiz.
Von der Ortsmitte aus wandern wir über den Glashütter Weg,
bis er bei einer überdachten Bank in den Querweg mündet. Ab hier wird
dieser Weg auch "Kleine Straße" genannt. Die gedachte
Verlängerung des Glashütter Weges zeigt auf den Quelltümpel des
Zechenau-Baches. Dieser kleine "Teich" liegt mitten ein einem sehr kleinen
"Wäldchen".
Auf
der Wiese rings um diese Quelle stehen einige attraktive Baumgruppen.
Diese dienen in der heißen Jahreszeit den Weidetieren als willkommener
Schattenspender. Bei Nebel oder im Winter prägen ihre Silhouetten
den Charakter dieser ansonsten recht kahlen Gegend.
Die "Kleine Straße" weiter nach oben wandernd, können
wir uns an der Cunnersdorfer Linde ausruhen. Auch wenn man regelmäßig
diesen Ort besucht, gewinnt man immer neue Eindrücke. So entstanden schon
viele Bilder von der Linde selbst, wovon einige hier beispielhaft gezeigt
werden. Dieser Baum ist sicher auch in den umliegenden Orten bekannt. Siegfried Reichel
schrieb für uns die
Geschichte der Cunnersdorfer Linden auf. Wir finden sie zugeordnet zum
nachfolgenden Bild der grünenden Linde im Wonne-Monat Mai.
Wenn
wir auf der Kleinen Straße bei der Cunnersdorfer Linde angekommen sind, so liegen nun
vor uns die Häuser
von Glashütte unten im Prießnitztal. Infolge der zunehmenden Bewaldung sind
davon nur sehr wenige zu erkennen. Heben wir nun unseren Blick und lassen ihn Richtung Süden
über die "Erben" streifen, so sehen wir Johnsbach mit seiner kleinen
Kirche und einige Flurstücke von Falkenhain, wie "Schwenkens Höhe" oder
"Hegels Höhe" und auch die Gegend um Waldidylle mit der "Zugspitze".
Den
südwestlichen Horizont bildet der lang gestreckte Kahleberg-Rücken mit
905 m Höhe. In Richtung Osten erkennen wir den Geising-Berg (824 m), dann
den Zinnwaldberg (880 m), auch "Totes Kind" genannt. Weiter links liegt
dann der "Sattelberg" (720 m).
Das Gebiet um die Cunnersdorfer Linde wurde früher auch
die "Ruhe" genannt. "Ruhe" deswegen, weil vor dem Bau der Müglitztalstraße
Mitte des 19. Jahrhunderts die Straße von Böhmen nach Dresden über
Glashütte - Cunnersdorf - Hausdorf und Maxen hier vorbeiführte und der
Platz nach dem beschwerlichen Aufstieg zur Cunnersdorfer Linde für die
Fuhrleute und ihre Pferde eine Ruhepause ermöglichte.
Wir wandern nach rechts weiter zur Kalkhöhe.
Diese ist bis auf den östlichen Hang bewaldet. In diesen Wald führt der
breite Feldweg hinein. Mitten im Wald ist dann nach rechts ein kleiner
Steg
direkt zur Kalkhöhe ausgeschildert. Dieser Fußweg wurde erst in letzter Zeit von ABM-Kräften begehbar
gemacht und ist in den "Trimm-Dich-Pfad" eingebunden.
Die Kalkhöhe
ist die höchste Erhebung von Cunnersdorf - hat aber mit "Kalk" nichts zu
tun. Früher soll hier die Richtstätte von Cunnersdorf gewesen sein. Man
nannte sie deshalb auch "Galgenhöhe".
Auf der Kalkhöhe befinden sich Bänke zum Ausruhen und
Verweilen, von denen aus man bei guter Sicht weit nach Norden und Osten sehen kann.
Unmittelbar vor uns liegt Cunnersdorf mit seinem zum Ende des letzten
Jahrtausends (ca. 1995) errichtetem Neubaugebiet. Dahinter erkennen wir
von links nach rechts den Lerchenberg, die Quorener Kipse, die Hermsdorfer Höhe, den Wilisch
(476 m), den Finckenfang bei Maxen, den Lerchenhügel bei Hausdorf und den
Lederberg bei Schlottwitz. Auch die Rabenauer Schule und der Fernsehturm
in Dresden-Wachwitz und bei guter Sicht die Höhen und Berge rechts der
Elbe, wie die Loschwitzer Höhen und der Keulenberg bei Pulsnitz, sind zu
sehen.
Wenden wir den Blick weiter nach rechts, erkennen wir
hinter den Höhen um Liebstadt die Tafelberge des Elbssandsteingebirges,
wie den Lilien- und den Königstein sowie auch die Winterberge und den
Sattelberg. Bei besonders guter Fernsicht sind sogar die Berge der
Lausitzer Platte - Bieleboh und Czorneboh - zwischen Bautzen und Löbau
auszumachen.
Für
den Abstieg nach Cunnersdorf existieren zwei schöne Alternativen. Ist das
Gras kurz und der Boden fest, so sollte man alle Wege "links liegen
lassen" und von der Sitzbank aus den Hang "hinunter gleiten". Je nach Art
der Feldbestellung kann man dann entweder über den Kalkhöhenweg oder aber
weiter unten über den Glashütter Weg zum Ausgangspunkt zurückkehren.
Unterwegs kann man zwei markante Bäume besuchen.
Unterhalb des Kalkhöhenwegs, etwas linker Hand auf
einem Steinhügel wächst von Wind und Wetter geformt ein Ebereschen-Strauch. Rechts davon steht, kaum zu übersehen, einer der markantesten
Bäume auf Cunnersdorfer Flur, ein uralter Holzapfelbaum:
Leider sind die Jahre dieses ca. 180 Jahre alten Baumes wahrscheinlich gezählt. Zusätzlich zu
den normalen Alterserscheinungen traf ihn im Jahre 2002 auch noch der
Blitz und es kam zu einem Brand. Besonders reizvoll ist der direkte Weg
über den Hang im Winter, am Besten abends oder im Nebel. Wann immer man
jedoch diesen Weg wählt, jedes Mal erscheint alles in einem anderen
Gewand.
Ist der Hang nicht begehbar, so sollten wir auf dem "Trimm-Dich-Pfad"
weiter wandern und erreichen
nach wenigen Minuten den nordwestlichen Waldrand der Kalkhöhe mit einem
weiteren Rastplatz. Die freie Sicht gewährt uns nun auch einen Blick auf Luchau mit dem Luchberg (576 m) und in Richtung Reinhardtsgrimma erkennen
wir den Vogelberg im Vordergrund (448 m) sowie den Stein- und Eichhübel
(429 m bzw. 408 m hoch). In Ruhe können wir von der Bank aus
unsere Blicke erneut über Cunnersdorf schweifen lassen und seine Einbettung in
die Landschaft verinnerlichen.
Gehen wir dann ein paar Schritte die Wiese
hinunter in Richtung Parkplatz, so kommen wir auf den gleichen Weg, der
uns von der Cunnersdorfer Linde zur Kalkhöhe führte. Auf der Wiese links
vor dem Parkplatz findet jedes Jahr die
Cunnersdorfer Sonnenwendfeier statt. Das nebenstehende Bild zeigt den
Blick von der Festwiese hinüber auf unseren Standplatz an der
Kalkhöhe.
Vom nordwestlichen Waldrand aus
können wir für heute einen letzten Blick auf den Geisingberg werfen.
Auf dem Feldweg,
welcher parallel zur Luchauer Straße nach Cunnersdorf führt, treten wir nun den Heimweg an. Weiter unten sehen wir
links die Einmündung der Alten Eisenstraße in die Luchauer Straße. Die
Alte Eisenstraße führt als landwirtschaftlicher Nutzweg direkt nach Luchau.
Unterhalb der Einmündung der Eisenstraße erhebt sich ein mit Bäumen
bestandener kleiner Hügel, benannt als der Kalkhofen. Das hat nun wirklich
etwas mit Kalk zu tun, denn dort wurde früher Kalk gebrannt, der aus dem
Maxener Mamorsteinbruch zu Düngezwecken angefahren wurde.
Auf dem Feldweg abwärts schreitend nähern wir uns bald dem südwestlichen
Rand von Cunnersdorf mit seinen großen Gehöften. Wir gehen vorbei am
Rinderstall der Agrargenossenschaft und danach an Dittrichs Gut. Zur
Oberen Straße gelangt man rechts hinter dem Teich, indem man den Hof eines
Privatgrundstücks überquert. Man kann jedoch auch noch ein Stück geradeaus
bis zur Langen Straße gehen.
Damit wären wir am Ende unserer kleinen Wanderung
angekommen. Hoffentlich ist nun niemand enttäuscht, wenn manches auf
dieser Runde nicht so beeindruckend aussieht, wie auf den obigen Bildern.
Solche Aufnahmen kann man nur an ganz wenigen Tagen, manchmal sogar nur
Stunden im Jahr machen. Im schlimmsten Falle wird mancher darüber
schimpfen, was dies für eine trübsinnige und schlammige Gegend ist.
Die Schönheit dieser Anhöhe erwächst aus der Freude an den Details.
In ihrer Gesamtheit trägt man sie nur im Herzen und dann ist dieser
Spaziergang immer eine Erbauung für Leib und Seele.
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